Die Gates-Stiftung und die Demokratie

Bill & Melinda Gates, 2009 (photo: Kjetill Ree, CC BY-SA 3.0)


Im Zuge der Corona-Krise ist die Stiftung von Bill Gates (ex Microsoft) und seiner Frau Melinda einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden, insbesondere ihr finanzielles Engagement in der Impfstoffforschung und -versorgung.


Es gibt angesichts der schweren medizinischen und wirtschaftlichen Bedrohungen durch das SARS-CoV2-Virus wohl überwiegende gute Gründe, froh über dieses Engagement zu sein.

 

Dies trifft indes offenbar weniger zu auf ein anderes Projekt der Gates-Stiftung, der sogenannten "Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika" (Agra), eine großangelegte landwirtschaftliche Initiative.
Agra wurde 2006 mit dem Ziel gegründet, in 20 afrikanischen Ländern bis 2020 die Ernährungsunsicherheit zu halbieren und die Einkommen und Produktivität von 30 Millionen Kleinbauern zu verdoppeln.
Dieses Ziel wurde offenbar in geradezu deprimierender Weise verfehlt, wie eine im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung durchgeführte Studie der privaten Tufts-Universität (USA) ergab
(wer sich für die Details interessiert: siehe https://sites.tufts.edu/gdae/files/2020/07/20-01_Wise_FailureToYield.pdf [in englischer Sprache] oder - kürzer :-) - ein Bericht darüber in der Süddeutschen Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/agraralliannz-afrika-gates-stiftung-1.4963169).

Wir können nicht beurteilen, ob einfach nur gravierende Fehler gemacht wurden oder - wie der Bericht nahelegt - den Projektzielen abträgliche Einflüsse und Interessen eine Rolle gespielt haben.
Es ist aber wohl weit mehr als eine Spekulation, dass von Beginn an in eklatanter Weise die Betroffenen (30 Millionen Kleinbauern ...) von den Entscheidungsprozessen weitestgehend ausgeschlossen waren - ein bitterer Beleg dafür, dass es einfach nicht richtig ist, wenn bei solch bedeutenden Vorhaben einzelne Menschen kraft ihres Reichtums anstelle von demokratisch zustande gekommenen Institutionen das Sagen haben?

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Ute Salzer (Donnerstag, 07 Januar 2021 19:40)

    Brot für die Welt hatte vor 6 Jahren hierzu ein sehr erfolgreiches Konzept. Sie haben verschiedenes Saatgut an Familien mit kleinem Landbesitz ausgeteilt und die Frauen/Familie eingelernt wie mit abwechselnder Bepflanzung mehr Ernteertrag erwirtschaftet wird. Sie haben beim Pflanzen geholfen und die sparsame Bewässerung eingesetzt. Nach 5 Jahren mussten die Familien von Ihrer Ernte das geliehene Saatgut wieder an den Vertreter von Brot für die Welt zurückerstatten. Bereits nach zwei Jahren haben die meisten Familien das Saatgut zurückgegeben und eine neue Familie hat wieder mit dem Projekt begonnen. Die Familien waren autark und konnten in den Folgejahren bereits kleine Ernten auf dem Markt verkaufen. Der Schneeballeffekt hatte eingesetzt und die Familien haben es ihren Nachbarn beigebracht. So muß es laufen. Mit den Menschen und nicht über die Menschen hinweg.
    Mit lieben Grüßen Ute Salzer